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Rio de Janeiro – Rios Olympia-Revier und Laser-Steuermann Philipp Buhl passen nicht zusammen. So war es schon bei der Testregatta 2015, als Deutschlands bester Olympia-Segler Neunter wurde und sagte: «Rio und ich – das ist keine Liebe auf den ersten Blick.»

Die launische Guanabara-Bucht mit ihren unberechenbaren Winden und Strömungen liegt dem Anführer der Segel-Nationalmannschaft nicht. Daran hat sich auch ein Jahr später nichts geändert. Nach zwei Dritteln seiner Regatta liegt der Weltranglisten-Erste und Hoffnungsträger des deutschen Segelsports nur auf Platz 13, hat kaum noch Medaillenchancen.

Gewohnt offen geht er deswegen hart mit sich ins Gericht: «Ich bin völlig enttäuscht», schimpfte der 26-Jährige nach sechs Rennen auf sich selbst. Er habe sich auf dem Wasser sogar den Frust aus der Seele gebrüllt. Das sei ihm noch nie passiert. Doch als er gedacht habe, dass «es dann jetzt eben durch ist», sei ihm seine Mutter eingefallen. «Mama hat mir gesagt, ich soll bis zur letzten Sekunde kämpfen. Das werde ich tun.»

Nach einem Ruhetag bleiben Buhl von Freitag an vier Wettfahrten für ein seglerisches Wunder. Er hat 29 Punkte auf den Medaillen-Platz aufzuholen. Nach normalen Maßstäben ist das zu viel im Kampf mit den Besten wie Brasiliens Laser-Legende Robert Scheidt (4.) oder dem britischen Doppel-Weltmeister Nick Thompson (2.). Doch Buhl hat schon oft herausragende Jäger-Qualitäten bewiesen. So bei der Weltmeisterschaft 2015, als er mit Rang 48 im vorletzten Rennen auf Platz fünf zurückgefallen war und mit einem Sieg im Finale doch noch Silber gewann.

«Der Funke glimmt noch», sagt Buhl-Trainer Thomas Pisker, «die Führenden sind mit Zitterhändchen unterwegs. Wenn wir jetzt schaffen – wozu Philipp jederzeit in der Lage ist – eine Serie von Top-Fünf-Ergebnissen hinzulegen, dann ist noch alles möglich.»

Fotocredits: Nic Bothma
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