Mit Seemannsgarn die Segel streichen – Es ist nicht bezeichnend, dass dieser Artikel mit der Erklärung des Sprichwortes vom Seemannsgarn spinnen beginnt. Wem dies unterstellt wird, den bezichtigt man des Flunkerns. Tatsächlich stammt diese Redewendung von dem Wickeln des Schiemannsgarns. Dieses wickelten die Seeleute um das Tauwerk aus Draht, um es vor Korrosion zu schützen. Da dies ein eintöniges und mühseliges Unterfangen war, vertrieb man sich die Zeit durch launige Erzählungen.
Mit dem Segeltuch hatte das Schiemannsgarn wenig zu tun. Die Segel streichen bezeichnet das Aufgeben in einem Streit und tatsächlich hatte dies auch die Bedeutung in der alten Seefahrt. Wer bei einem Konflikt auf See die Segel einholte, der konnte nicht mehr manövrieren – also weder kämpfen noch fliehen – und war dem Willen des Siegers ausgeliefert.
Einem abgetakeltem Wrack vor den Bug schießen
Schön ist es nicht, wenn man als abgetakeltes Wrack bezeichnet wird. Beim Abtakeln eines Schiffes verschwindet so ziemlich alles, was es einst schön und ansehnlich machte. Dies sind die Wanten, die Spieren, die Masten und Segel, Taue und vieles mehr. Zurück bleibt nur ein trauriger Anblick.
So einem Wrack muss man nicht mehr vor dem Bug schießen. Wer einem anderen vor den Bug schießt, gibt diesem eine letzte Warnung und zugleich die Aufforderung aufzugeben. Nichts Anderes bedeutete der Schuss eines Kriegsschiffes vor den Bug des Gegners.
Trotz Schlagseite eine Breitseite abfeuern
Eine Breitseite feuert man heute eher verbal ab. In der alten Seefahrt hingegen war das Feuern einer Breitseite wörtlich zu nehmen. Bei einer Breitseite feuerten alle Kanonen einer Schiffseite zur gleichen Zeit. In vielen Fällen war dieses Vorgehen effektiver als Einzelschüsse. Eine Breitseite hatte aber auch einen erheblichen Nachteil: den gewaltigen Rückstoß, der das Schiff im Regelfall ordentlich durchschüttelte. Deshalb ging man später dazu über, beginnend mit dem Buggeschütz, leicht zeitverzögernd alle Kanonen abzufeuern.
Eine Breitseite konnte man nicht mehr feuern, wenn man Schlagseite hatte. Dies konnte einem Schiff passieren, wenn es schlecht beladen oder auf einer Seite Leck geschlagen war. Der Anblick, den ein solches Schiff bot war – gelinde ausgedrückt – jämmerlich. Eine solche Schlagseite führte nicht selten zum Untergang des Schiffes.